Interview mit BBH-Partner Wolfram von Blumenthal über die Eigenheiten von M&A und Gesellschaftsrecht

„Jeder gute Deal steht mindestens einmal vor dem Scheitern“ – Einblicke in die Welt von M&A und Gesellschaftsrecht. BBH-Partner Wolfram von Blumenthal berichtet über die Herausforderungen und Besonderheiten in der Transaktionsberatung, warum wirtschaftliches Verständnis genauso wichtig ist wie rechtliche Expertise und welche Eigenschaften ein erfolgreicher M&A-Berater mitbringen sollte.

 

„Jeder gute Deal steht mindestens einmal vor dem Scheitern“ – Einblicke in die Welt von M&A und Gesellschaftsrecht. BBH-Partner Wolfram von Blumenthal berichtet über die Herausforderungen und Besonderheiten in der Transaktionsberatung, warum wirtschaftliches Verständnis genauso wichtig ist wie rechtliche Expertise und welche Eigenschaften ein erfolgreicher M&A-Berater mitbringen sollte. 

Sie sind seit über 20 Jahren bei BBH. Was gefällt Ihnen hier am meisten?

Die Vielfalt unserer Mandant:innen! Sie ist täglich eine spannende Herausforderung, denn unsere Beratung beruht auf dem Verständnis des Geschäftsmodells unserer Unternehmen. Auch wenn es immer darum geht, tragfähige Geschäftsmodelle in die richtige gesellschaftsrechtliche Form zu bringen, unterscheiden sich die Geschäftsmodelle doch erheblich. Das erfordert ein dauerhaftes Mitdenken. Es ist ein Unterschied, ob Stadtwerke, Städte und Gemeinden, institutionelle Anleger, Fonds, Projektentwickler, Industrie, Verkehrsflughäfen oder mittelständische Unternehmen mit ihren Anliegen an BBH herantreten. Hinzu tritt: Transaktionsberatung ist Teamarbeit und das bringt es mit sich, dass ich jeden Tag mit unterschiedlichen Personen aus der großen BBH-Welt zusammenarbeiten darf.

Warum ist M&A und Gesellschaftsrecht das Richtige für Sie – damals nach Examensabschluss und heute?

Ich berate sehr wirtschaftlich ausgerichtet und bin sehr früh als Syndikus in einem börsennotierten Unternehmen von den damaligen Vorständen betriebswirtschaftlich ausgebildet worden. Meine Mandant:innen wollen nicht Recht haben. Sie verfolgen wirtschaftliche Ziele, die wir verstehen und begleiten müssen. Hinzu kommt, dass in einer Transaktion regelmäßig sehr unterschiedliche Rechtsfragen auftauchen, die der für die Transaktion verantwortliche M&A Berater nicht alle selbst lösen muss. Dennoch muss er die Themen in die Transaktion (den Kaufvertrag/die Transaktionsstruktur) richtig übersetzen. Das erfordert betriebswirtschaftliches Verständnis und einige berufliche Erfahrung, die ich nach fast 30 Jahren Anwaltstätigkeit für mich in Anspruch nehmen kann. Ich setze gerne gemeinsam mit unseren Kunden Geschäftsmodelle um. Und kann dabei auch auf eigene unternehmerische Erfahrung als langjähriger Partner von BBH, einer 15-jährigen Erfahrung als Aufsichtsratsvorsitzender eines mittelständischen Bauunternehmens und als Geschäftsführer der BBH Immobilien GmbH & Co. KG zurückgreifen.

Man würde erwarten, dass Gesellschaftsrechtler insbesondere bei Transaktionen häufig teamübergreifend arbeiten. Insbesondere in Sachen Steuern... Können Sie das bestätigen?

Selbstverständlich. Auch bei BBH gab es daher Zeiten, in denen die Steuerkolleg:innen und die Gesellschaftsrechtler ein Team gebildet haben. Unabhängig davon ist die Umsetzung wirtschaftlicher Ziele ohne Berücksichtigung steuerlicher Belange ausgeschlossen. Die Steuer „läuft immer mit“. In typischen Transaktionen bei BBH arbeiten wir heute, ohne formal zu einem Team zu gehören, aber aber gleichwertig gut über viele Teams und Standorte zusammen, um alle Belange der Mandantin optimal und effizient zu wahren. Natürlich hat auch das Arbeitsrecht einen festen Platz in unseren Transaktionsteams. Dass wir unseren neuen Partner Thomas Krebs im Arbeitsrecht für die BBH-Gruppe gewinnen konnten, stärkt also auch unsere Transaktionskompetenz.

Und wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?

In meiner Rolle als Partner besteht die Hauptaufgabe darin dafür zu sorgen, dass die rd. 20 Berufsträger:innen in unserem Team optimal eingesetzt sind, das jeweilige Projektverständnis entwickeln, und unter anderem dadurch motiviert werden, dass die Qualität stimmt und alle Zeitpläne eingehalten werden. Außerdem muss ich mich so organisieren, dass ich während eines Deals als Teamleiter auch kurzfristig immer ansprechbar bin und bleibe. Das ist herausfordernd und kann anstrengend werden, macht aber am Ende auch große Freude. Daneben ist die sorgfältige Angebotsabgabe für die nächsten Transaktionen ein wichtiger Aspekt. Natürlich arbeite ich aber auch inhaltlich sehr gerne mit – entwerfe Transaktionsstrukturen, bearbeite Verträge und bespreche mit den Teammitgliedern, was noch offen ist und wo wir noch optimieren können. Transaktionen haben auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil an Organisationsaufwand, der nicht selten sogar mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Rechtsberatung selbst. 

Was war Ihr liebster Moment in Ihrer Karriere als Anwalt für M&A und das Gesellschaftsrecht?

Zwei Momente sind mir besonders in Erinnerung geblieben: Das Warten auf die Bestätigung der Verkäuferin, dass der von unserer Mandantin angewiesene Kaufpreis von knapp einer Milliarde Euro eingegangen ist sowie eine Transaktion, bei der meine Aufgabe darin bestand, weit über 1.500 Gemeinderatsmitgliedern in diversen Großveranstaltungen eine Transaktion zu erläutern.

Welche Eigenschaften sollte ein Gesellschaftsrechtler insbesondere für M&A mitbringen?

Zunächst eine hohe Frustrationstoleranz. Jeder gute Deal steht mindestens einmal vor dem Scheitern. Und dann eine gewisse Gelassenheit, Kreativität in der Gestaltung, Belastbarkeit.

Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie in der Arbeit als Gesellschaftsrechtler im Bereich M&A?

Eine gute Mannschaft zu haben, die die Herausforderungen mit Freude annimmt. Hab ich bei BBH natürlich….

Welchen Ratschlag geben Sie gern weiter?

Das Geschäft ist naturgemäß volatil. Es ist daher wichtig, Zeiten der Spitzenbelastung mit Zeiten zu kompensieren, in denen man persönlich nicht die volle Verantwortung für eine Transaktion trägt. Anderenfalls geht man das Risiko, die Belastungen nicht dauerhaft durchzuhalten, was nicht das Geschäftsmodell von BBH ist und auch die Qualität der Arbeit beeinträchtigt.